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  • AutorenbildReinhard Mumper

Hund und Ruhe

In diesem Artikel geht es um ein Thema, das leider oft unterschätztwird und in den meisten Hundeschulen in der Regel viel zu wenig Raum einnimmt – wenn es überhaupt zum Thema wird…

Worum es genau geht?


Bevor ich das verrate, möchte ich dir kurz von der Mischlingshündin Jessie erzählen…


Jessie

ist die kniehohe Mischlingshündin einer lieben Bekannten. Jessie ist wirklich gut erzogen – schließlich war ihre Besitzerin mit ihr in der Hundeschule!

Jessie kann also Sitz und Platz, läuft wirklich vorbildlich an der Leine und der Rückruf sitzt ebenfalls perfekt! Darüber hinaus ist sie eine ausgesprochen nette Hündin.

Klingt so als wäre Jessie bereits ein Traumhund, richtig?

Ihre Besitzerin hat die wichtigsten Erziehungsziele doch schon erreicht, oder?

Warum bringe ich denn ausgerechnet Jessie als Beispiel?

Nun, Jessie ist das typische Beispiel für einen

„Hibbel-Hund“

wie ich sie gerne nenne. Ein Hund mit enorm viel Energie, mit „Hummeln im Hintern“, ein wenig aufgedreht und am liebsten bei allem immer ganz vorne mit dabei…

…zumindest scheint das so.


Wenn man allerdings genau hinschaut, zeigt sich, dass die kleine Jessie einfach nicht aus ihrer Haut kann! Sie ist nervös, leicht erregbar und findet einfach enorm schwer zur Ruhe.

Weißt du wie viel Ruhe ein erwachsener Hund im Schnitt benötigt?

16-20 Stunden am Tag! Einige Experten gehen sogar von 18-20 Stunden aus und ein Welpe sowie ein kranker oder alter Hund benötigen sogar noch mehr.

„Aber der Tag hat doch nur 24 Stunden…“ Richtig!

Es ist also eine enorme große Zahl, vor allem wenn man bedenkt, dass wir Menschen nur ca. 6-9 StundenSchlaf pro Tag benötigen. Unsere Hunde sollten also mindestens doppelt bis dreimal so viel ruhen.

Bekommen sie diese Ruhe dauerhaft nicht, hat das ganz ähnliche Folgen wie wenn wir Menschen über mehrere Nächte auf ausreichend Schlaf verzichten.

Eine Nacht zu wenig Schlaf? Stecken wir meist noch gut weg. Vielleicht auch noch ein oder zwei Nächte mehr – Aber dann?

Überleg mal, wie es dir mit zu wenig Schlaf geht…

Die meisten Menschen sind dann tagsüber alles andere als fit und haben weniger Konzentration, was natürlich Einfluss auf die Lernfähigkeit hat.

Zudem fühlen sie sich innerlich unruhig bis nervös und angespannt, sind viel schneller gereizt und worüber sie normalerweise nur müde lächeln würden, lässt sie plötzlich aus der Haut fahren.

Mal ganz davon abgesehen, dass dieser Zustand für den Körper tatsächlich akuten Stress bedeutet – was langfristig natürlich auch für die Gesundheit schädlich ist.

…nicht anders geht es unseren Hunden wenn sie dauerhaft zu wenig ruhen.

„Und was hat das alles nun mit Jessie zu tun?“

Nun, auf den ersten Blick hatte man bei der „hibbeligen“ Jessie vielleicht die Vermutung, dass ihr Frauchen sie einfach etwas besser auslasten sollte. Vielleicht ist sie eben ein Hund, der noch mehr Bewegung und Beschäftigung braucht…?!

An dieser Stelle muss ich kurz erwähnen, dass Jessie kein Einzelfall ist. Viele meiner Neukunden kamen nach zahlreichen erfolglosen Versuchen ihren Hund durch „mehr Auslastung“ zu mehr Entspanntheit zu verhelfen, schließlich zu mir und es stellte sich heraus:

Das Problem war nicht zu wenig Auslastung, sondern zu wenig Ruhe!

Und genau so war es auch bei Jessie!

Sie hatte einfach nie gelernt, dass es Ruhezeiten gibt, in denen nichts passiert. Zumindest nichts, was sie betrifft. Und so schlief sie nie wirklich – selbst wenn sie sich tagsüber mal hinlegte und die Augen schloss. Sie war immer in Bereitschaft, also quasi immer mit einem offenen Auge und einem offenen Ohr…

…was natürlich wiederum dazu führte, dass sie aufgrund der innerlichen Unruhe und Nervosität durch zu wenig Schlaf immer schlechter entspannte. Du merkst es schon:


Ein Teufelskreis.

…und leider kein Einzelfall.

Und ja, natürlich gibt es sie: Die Hunde, die sich selbst ausreichend Ruhe gönnen. Manchmal aufgrund ihres Charakters, manchmal weil es ihr Alltag einfach mitbringt.

Aber die Mehrzahl unserer Hunde tickt anders!

Schließlich wurden die meisten Hunde gezüchtet, um uns Menschen zu begleiten und zu unterstützen – wann immer wir sie gerade brauchen! Dementsprechend sind sie eigentlich zu jeder Zeit bereit, für und mit uns aktiv zu werden. Und genau das, kann ihnen dann leider ganz schnell zum Verhängnis werden…

Genau deswegen ist es wichtig zu wissen:


RUHE KANN UND SOLLTE ERLERNT WERDEN


…zum Wohle unserer Hunde.

Und genau damit haben wir übrigens auch der kleinen Jessie geholfen! :) Und wie, erfährst Du in meinen nächsten Beiträgen.



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